ZEN-Geschichten

Anweisung zum Lesen der ZEN-Geschichten:
Konzentriere dich ganz auf die Geschichte und versuche bis zum Schluss nichts zu deuten oder verstehen zu wollen. Wenn du die Geschichte gelesen hast, verweile einen Moment ohne zu denken. Rekapituliere gleichzeitig die Geschichte vor deinem inneren Auge. Deute nichts, du musst nichts verstehen oder belehrt werden. Wenn du Glück hast, und auf das übe hin, kommt Dir plötzlich eine Situation aus deinem täglichen Leben in den Sinn, der du die ZEN-Geschichte zuordnen kannst. Oder es entsteht eine wichtige Frage. Versuche über Tage, an dieser Frage dran zu bleiben ohne zu antworten.

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zen mulla

Krishna ist ewig; Du nicht.

Mir fällt eine Anekdote ein. Meera war voller Liebe für Krishna. Sie war eine verheiratete Frau, die Gemahlin eines Fürsten. Der Fürst wurde eifersüchtig auf Krishna. Krishna gab es nicht mehr. Krishna war gar nicht mehr gegenwärtig, war kein physischer Körper. Zwischen der physischen Existenz von Krishna und der physischen Existenz von Meera lagen fünftausend Jahre! Wie konnte Meera also wirkliche Liebe für Krishna empfinden? Der Zeitabstand war etwas gross... Eines Tages fragte der Fürst seine Meera, fragte ihr Mann sie: "Du redest immer von deiner Liebe, du tanzt und singst immer um Krishna herum, aber wo ist er? In wen bis du denn so verliebt? Mit wem redest du die ganze Zeit?" Meera redete nämlich mit Krishna, sang und lachte, stritt sich sogar mit ihm. Sie schien uns eine Verrückte. In unseren Augen war sie es. Der Fürst sagte: "Bist du verrückt geworden? Wo ist dein Krishna? Wen liebst du? Mit wem unterhältst du dich? Und ich bin hier, und mich hast du ganz vergessen." Meera sagte: "Krishna ist hier, du nicht: denn Krishna ist ewig, du nicht. Er wird immer hier sein, er war immer hier, er ist hier. Du wirst nicht hier sein, du warst nie hier, nicht einen einzigen Tag warst du hier. Du wirst nicht einen Tag hier sein. Wie kann ich also glauben, dass es dich zwischen zwei Nicht-Existenzen geben soll? Wie ist eine Existenz zwischen zwei Nicht-Existenzen möglich?"
zen mulla

Des Meisters Gesicht wurde noch ernster.

Von Mokugen war nicht bekannt, dass er bis zu seinem letzten Tag auf Erden jemals gelächelt hätte. Als er zu sterben kam, sagte er zu seinen Getreuen: "Ihr habt euch länger als zehn Jahre bei mir geschult, nun zeigt mir euer Begreifen des Zen. Wer es am klarsten auszudrucken weiss, soll mein Nachfolger sein und mein Gewand und meine Schale erhalten." Keiner der Schüler antwortete; nur Encho, ein Schüler, der lange Zeit bei seinem Meister verbracht hatte, begab sich nahe an den Bettrand. Er schob den Medizintiegel ein paar Millimeter vorwärts. Das war seine Antwort auf die Aufforderung. Des Meisters Gesicht wurde noch ernster. "Ist das alles, was du verstanden hast?", fragte er. Encho griff nach dem Tiegel und zog ihn wieder zurück. Ein wunderschönes Lächeln brach durch die Züge Mokugens. "Du Schurke", sagte er zu Encho, "du warst zehn Jahre bei mir und hast noch nicht meinen ganzen Körper gesehen. Nimm das Gewand und die Schale. Sie gehören dir."
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Die Dinge

Bei einer anderen Gelegenheit fragte ein Mönch: "Was ist der Sinn von Bodhidharmas Kommen aus dem Westen?" Li-shan: "Hier gibt es kein was." Der Mönch: "Welches ist der Grund?" Li-shan: "Gerade der, dass die Dinge so sind, wie sie sind."
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Ein grosszügiger Mann

Ein Mann kam zu mir und brachte seine Frau mit und sie sagte über ihn: "Er ist so ein grosszügiger Mann, er hat schon fast hunderttausend Rupien gestiftet." Der Mann sah sie von der Seite an und korrigierte: "Nicht hunderttausend - hundertzehntausend."
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Die Frau und der Geist

Eine junge Frau wurde von einer Krankheit befallen und lag im Sterben. "Ich liebe dich so sehr", sagte sie zu ihrem Mann, "ich möchte dich nie verlassen. Geh nicht von mir zu irgendeiner anderen Frau. Wenn du das tust, werde ich künftig jede Nacht als Geist zurückkehren und dir keine Ruhe lassen." Bald starb die Frau. Der Gatte respektierte ihren letzten Wunsch die ersten drei Monate lang, aber dann lernte er eine andere Frau kennen und verliebte sich in sie. Sie beschlossen zu heiraten. Sofort nach diesem Verlöbnis erschien dem Mann allnächtlich ein Geist und tadelte ihn, dass er sein Versprechen nicht halte. Der Geist seiner Frau war auch geschickt. Sie erzählte ihm haarklein, was sich zwischen ihm und seiner neuen Geliebten ereignet hatte. Wenn er seiner Verlobten ein Geschenk machte, so konnte der Geist es bis ins kleinste beschreiben. Sie wiederholte sogar ganze Gespräche und das ging dem Mann so auf die Nerven, dass er nicht mehr schlafen konnte. Jemand riet ihm, sein Problem einem Zen-Meister zu unterbreiten, der in der Nähe des Dorfes lebte. Schliesslich ging der Mann in seiner Verzweiflung zu dem Zen-Meister und bat ihn um Hilfe. "Deine ehemalige Frau ist ein Geist geworden und weiss alles, was du tust", erwog der Meister. "Alles, was du tust oder sagst, alles, was du deiner Geliebten gibst, ist ihr bekannt. Sie muss ein sehr weiser Geist sein. Eigentlich solltest du solch einen Geist bewundern. Wenn sie das nächste Mal erscheint, so schliesse einen Handel mit ihr ab. Sag ihr, dass sie so viel weiss und du nichts vor ihr verbergen kannst und dass du, wenn sie dir eine Frage beantwortet, ihr versprichst, dein Verlöbnis zu lösen und alleine zu bleiben." "Was ist das für eine Frage, die ich ihr stellen muss?", erkundigte sich der Mann. Der Meister antwortete: "Nimm eine grosse Handvoll Sojabohnen und frag sie, wie viele Bohnen du genau in deiner Hand hältst. Wenn sie es dir nicht sagen kann, so weisst du, dass sie nur eine Ausgeburt deiner Einbildung ist, und sie wird dich nicht länger belästigen." In der nächsten Nacht, als der Geist erschien, schmeichelte ihr der Mann und sagte, dass sie alles wisse. "Gewiss", antwortete der Geist, "und ich habe gesehen, wie du heute zum Zen-Meister gegangen bist." "Und da du so viel weisst", bat der Mann, "sag mir, wie viele Bohnen ich in dieser Hand halte." Da gab es keinen Geist mehr, der die Frage hätte beantworten können.
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Gestern, heute und morgen

Ich sagte zu meinem Freund: "Siehst du, wie sie sich an die Schulter dieses Mannes lehnt? Gestern noch suchte sie meine Schulter." "Und morgen wird sie an meiner Seite gehen", fuhr mein Freund fort. Ich sagte: "Siehst du, wie sie sich dicht an ihn schmiegt? Gestern sass sie noch ganz eng an mich gedrängt." "Und morgen wird sie mich an sich drücken", fuhr mein Freund fort. "Sieh nur", sagte ich, "sie trinkt den Wein aus seinem Glas! Gestern noch nahm sie Schlucke aus meinem Glas." "Und morgen wird sie meinen Wein trinken", fuhr mein Freund fort. "Sieh nur, wie liebevoll sie ihn anblickt!", sagte ich. "Gestern schenkte sie mir solche Blicke." "Und morgen wird sie mich so ansehen", fügte mein Freund hinzu. "Hörst du sie Koseworte in sein Ohr flüstern? Gestern sagte sie mir solche Worte", sagte ich. "Und morgen werde ich sie hören", fügte mein Freund hinzu. "Schau, jetzt umarmt sie ihn!", sagte ich. "Gestern noch herzte sie mich." "Und morgen wird sie ihre Arme um mich schlingen", fügte mein Freund hinzu. "Was für eine seltsame Frau!", sagte ich. Doch er entgegnete: "Sie gleicht dem Leben, das alle besitzen, dem Tod, der alle heimsucht, und der Ewigkeit, die alle umarmt."
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Die Inder

C.G. Jung erinnert sich in seiner Autobiographie, in seinem Memoire, an einen sehr schönen und witzigen Vorfall. Auf seiner Indienreise kam er auch nach Konark, und im Tempel von Konark gab es viele, viele Shivalingas, lauter phallische Symbole. Der Pundit, der ihn herumführte, erklärte ihm alles - nur nicht das Shivalinga. Und es gab davon so viele, dass es schwierig war, sie zu übersehen. Jung wusste genau Bescheid, aber nur um den Pundit zu necken, fragte er immer wieder: "Und was ist das?" Bis ihm schliesslich der Pundit ins Ohr flüsterte: "Bitte fragen Sie mich nicht hier vor allen Leuten, ich will Ihnen das später erklären. Es ist etwas Privates." Jung muss innerlich gelacht haben: das sind die Hindus von heute! Als sie dann draussen waren, näherte sich ihm der Pundit und sagte: "Es war nicht gut von Ihnen, vor den anderen zu fragen. Aber ich will es Ihnen verraten. Es ist ein Geheimnis." Und dann flüsterte er Jung ins Ohr: "Das sind unsere privaten Teile." Als Jung zurückkam, traf er einen grossen Gelehrten, einen grossen Kenner der östlichen Weltanschauung, der Mythologie und Philosophie des Orients - Heinrich Zimmer. Er erzählte Zimmer diese Anekdote. Zimmer gehört zu den begabtesten Geistern, die je versuchten, in das indische Denken einzudringen. Er war ein Liebhaber Indiens und der indischen Denkungsart, der asiatischen, nicht-logischen, mystischen Weltanschauung. Als er dies von Jung hörte, lachte er und sagte: "Das ist endlich mal etwas anderes. Ich habe immer nur von grossen Indern gehört - Buddha, Krishna, Mahavir. Was Sie mir erzählen, handelt zur Abwechslung mal nicht von den grossen Indern, sondern einfach von Indern."
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Winston Churchill

Als Winston Churchill zum ersten Mal zum Ministerpräsidenten ernannt wurde ? er war müde vom Wahlkampf, von all der Politik, die dazugehört hatte, und der ganzen Anstrengung, an die Spitze zu kommen - , da fand seine Frau, es wäre gut, einen Freund einzuladen, der viele Witze kannte, sodass er Churchill ein paar davon erzählen konnte. "Das wird ihn entspannen, ihn ein bisschen zum Lachen bringen. Er ist so lange so ernst gewesen, und er sieht so müde aus." Der Freund wurde gerufen, er brachte die neuesten Witze mit. Er fragte Winston Churchill: "Möchtest du die neuesten Witze hören?" Churchill sah ihn an und sagte: "Bitte, nicht noch mehr ? ich habe sie alle in mein Kabinett berufen!"
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Weil ich der Einzige bin

Ein Junge kratzte sich dauernd am Kopf. Eines Tages fragte ihn sein Vater: "Mein Sohn, warum kratzt du dich denn immer am Kopf?" Der Junge erwiderte: "Weil ich der Einzige bin, der weiss, wo es mich juckt."
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Und damals waren die Bilder Himmlisch

Von einer berühmten, glamourösen Hollywood-Schauspielerin heisst es, dass sie einmal in ein Fotostudio kam. Tags zuvor hatte sie sich dort fotografieren lassen, und nun wollte sie das Ergebnis sehen. Sie war entsetzt, ja ganz ausser sich und sagte: "Wie konnte das nur passieren? Sie haben mich doch auch früher schon fotografiert. Und damals waren die Bilder himmlisch!" Da antwortete ihr der Fotograf: "Ja, aber sie vergessen, dass ich damals ebenfalls zwölf Jahre jünger war. Ich bin auch zwölf Jahre älter geworden seitdem, vergessen Sie das nicht!"
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Seine Anwesenheit war das Problem

In Burma erhielt ein buddhistischer Mönch den Auftrag, den Entwurf für den neuen Tempel herzustellen ? vor allem für das Eingangstor. Also machte er viele Entwürfe. Einer seiner Schüler war besonders talentiert, und so bat er diesen, ihm dabei Gesellschaft zu leisten. Während er seine Zeichnungen anfertigte, trug er dem Schüler auf, einfach nur zuzuschauen, und wenn es ihm gefiel, sollte er sagen, dass es so stimme, dass es jetzt recht sei. Wenn es ihm nicht gefiel, sollte er Nein sagen. Und der Meister sagte: "Ich werde meinen Plan nicht eher vorlegen, als bis du Ja gesagt hast. Solange du Nein sagst, werde ich meinen Entwurf verwerfen und einen neuen beginnen." Hunderte von Entwürfen wurden auf diese Weise verworfen. Drei Monate vergingen. Selbst dem Meister wurde langsam angst und bange, aber er hatte sein Wort gegeben, also musste er sich dran halten. Der Schüler sass jedes mal da, der Meister zeichnete jedes mal seinen Entwurf, und jedes mal sagte der Schüler nein, und der Meister fing von Neuem an. Eines Tages ging ihm die Tinte aus, also sagte der Meister: "Geh und besorge mehr Tinte." Der Schüler ging hinaus. Der Meister vergass ihn, vergass seine Anwesenheit und wurde mühelos. Seine Anwesenheit war das Problem gewesen. Ständig stand ihm vor Augen, das der Schüler dasass und ihn beurteilte. Ständig fragte er sich, ob es ihm so wohl gefallen würde, oder ob er es wohl wieder verwerfen müsse. Das führte zu einer inneren Verspannung, die den Meister hinderte, spontan zu sein. Der Schüler war also draussen, und der Entwurf war fertig. Der Schüler kam zurück und sagte: "Toll! Aber warum erst jetzt?"
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Aufmerksamkeit

Eines Tages sagte ein Mann aus dem Volk zu Meister Ikkyu: "Meister, wollt Ihr mir bitte einige Grundregeln der höchsten Weisheit aufschreiben?" Ikkyu griff sofort zum Pinsel und schrieb: "Aufmerksamkeit." "Ist das alles?", fragte der Mann. "Wollt Ihr nicht noch etwas hinzufügen?" Ikkyu schrieb daraufhin zweimal hintereinander: "Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit." "Nun", meinte der Mann ziemlich gereizt, "ich sehe wirklich nicht viel Tiefes oder Geistreiches in dem, was Ihr gerade geschrieben habt." Daraufhin schrieb Ikkyu das gleiche Wort dreimal hintereinander: "Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit." Halb verärgert begehrte der Mann zu wissen: "Was bedeutet dieses Wort überhaupt?" Ikkyu antwortete sanft: "Aufmerksamkeit bedeutet Aufmerksamkeit."
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Der Pfad

In einem Dorf in den Bergen des Libanon lebte eine Frau mit ihrem Sohn, der ihr einziges Kind war. Dieser Sohn starb an Fieber, während der Arzt noch zugegen war. Erschüttert flehte die Mutter den Arzt an: "Sag mir, was es war, das sein Leben anhielt und sein Lied verstummen liess?" Der Arzt antwortete: "Es war das Fieber." "Was ist das Fieber?", wollte die Mutter wissen. "Ich kann es nicht erklären", sagte der Arzt. "Es ist etwas unendlich Kleines, das wir mit unseren Augen nicht sehen können. Es dringt in den Körper ein und zerstört ihn." Am Abend kam der Priester, um die Mutter zu trösten. Sie weinte bitterlich und rief: "Warum musste ich meinen Sohn verlieren, meinen einzigen Sohn?" "Mein Kind", sagte der Priester, "das ist der Wille Gottes." "Wer ist Gott, und wo ist er?", fragte die Frau. "Ich will ihn sehen, damit ich ihm mein Herz öffne und mein Herzblut zu seinen Füssen ausgiesse. Sag mir, wo ich ihn finden kann!" "Gott ist unendlich gross", sprach der Priester, "und wir können ihn mit unseren menschlichen Augen nicht wahrnehmen." Da rief die Frau: "Das unendlich Kleine hat meinen Sohn auf Geheiss des unendlich Grossen getötet! Wer sind wir?" In diesem Augenblick trat die Mutter der Frau mit dem Leichentuch für den Jüngling in den Raum. Sie hatte die Worte des Priesters und ihrer Tochter gehört. Sie legte das Leichentuch beiseite, nahm die Hand ihrer Tochter in ihre Hände und sagte: "Meine Tochter, wir selbst sind das unendlich Kleine und das unendlich Grosse, und wir sind der Pfad zwischen beiden."
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Was bedeuten diese Tränen?

Mulla Nasrudins Frau sagte zu ihm: "Was ist los mit dir? In letzter Zeit habe ich so oft geweint und gejammert, ich kann vor Tränen nichts sehen und du fragst nicht einmal warum!" Nasrudin sagte: "Irgendwann reicht es! Es kostet zu viel, wenn ich frage. Und wie oft habe ich diesen Fehler nicht schon begangen. Denn diese Tränen sind nicht einfach Tränen, sondern Kleider, ein neues Haus, neue Möbel, ein neuer Wagen. Was weiss ich, was diese Tränen alles meinen. Mit Tränen fängt es immer an."
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Der Heilige wurde abgewiesen.

Einst träumte Junnaid, ein Sufi-Mystiker, er sei tot und der grösste Sünder der Stadt auch. Beide erreichten die Himmelspforte und klopften an. Der Sünder wurde eingelassen, der Heilige wurde abgewiesen. Er fühlte sich sehr gekränkt. Er hatte immer erwartet, dass er in den Himmel kommen würde, willkommen geheissen würde. Und was war geschehen? Genau das Gegenteil. Er kannte den anderen Mann, der mit so viel Tam-Tam empfangen wurde. Als die Zeremonie vorbei war und der Sünder zu seiner Bleibe geschickt worden war, sagte der Heilige: "Ich möchte Gott nur eine Frage stellen: Warum tust du das? Ich habe ununterbrochen gebetet, vierundzwanzig Stunden lang, Tag und Nacht, deinen Namen gerufen und gebetet. Sogar im Schlaf habe ich deinen Namen gerufen und dir zu Ehren gesungen!" Gott sagte: "Genau deswegen: Du bist mir so auf die Nerven gegangen, dass ich jetzt, wo du hier bist, es wirklich mit der Angst zu tun kriege. Was wirst du erst hier tun? Von der weit entfernten Erde aus hast du mich vierundzwanzig Stunden lang keinen einzigen Augenblick in Frieden gelassen. Dieser Mann dort ist gut und deshalb feiern wir ihn. Er hat niemals angerufen, er hat mir nie irgendwelchen Ärger bereitet."
zen mulla

Er ist der Freund meines Ehemannes.

Ich reiste einmal im Zug und im gleichen Abteil war eine Frau. An jeder Station kam ein Mann herein. Manchmal brachte er Bananen, manchmal Tee und Eiscreme, dies oder das. Ich fragte sie: "Wer ist dieser Mann?" Sie antwortete: "Er ist mein Ehemann." Ich sagte: "Dem traue ich nicht. Das glaube ich nicht. Wie lange sind Sie schon verheiratet?" Sie wurde ein bisschen verlegen. Ich sagte: "Ich habe noch keinen Ehemann gesehen, der an jeder Station vorbeikommt. Wenn ein Ehemann einmal seine Frau losgeworden ist, dann wird er an der letzten Station vorbei schauen, in der Hoffnung, dass sie unterwegs irgendwo herausgefallen ist. Aber an jeder Station etwas vorbei bringen...dieses und jenes...und immer wieder aus seinem Abteil herauseilen?" Sie sagte: "Sie haben recht. Er ist nicht mein Ehemann. Er ist der Freund meines Ehemannes."
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Du hast zu viel Zen

Ein Zen-Meister bemerkte einmal lakonisch zu einem Schüler, der sich lang und breit über Zen-Theorie ausgelassen hatte: "Du hast zu viel Zen." "Aber liegt es denn nicht auf der Hand, dass ein Zen-Schüler über Zen sprechen sollte?" Fragte der Schüler verwirrt. "Warum hasst du es, über Zen zu sprechen?" "Weil mir das", antwortete der Meister trocken, "den Magen umdreht!"
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Grosse Menschen müssen eben leiden.

Ich kannte einmal einen Mann, der anfing, sich für Pandit Jawaharlal Nehru zu halten. All seine Familie, seine Freunde, jeder versuchte ihn zu belehren: "Red‘ nicht solchen Unfug, sonst hält man dich noch für verrückt!" Aber er sagte: "Das ist kein Unfug. Ich bin Pandit Jawaharlal Nehru." Er fing an, mit "Pandit Jawaharlal Nehru" zu unterschreiben. Er schickte laufend Telegramme an Beamte in Verwaltungszentralen, an Steuereintreiber, an Parlamentarier, worin er sein Kommen ankündigte: "Ankomme dann und dann - Pandit Jawaharlal Nehru!" Mann musste ihn einfangen und in seinem Haus anbinden. Ich ging ihn besuchen ? er wohnte in meinem Dorf. Er sagte: "Du bist ein weiser Mann, du wirst mich verstehen. Diese Idioten ? kein Mensch von denen versteht mich: Ich bin Pandit Jawaharlal Nehru!" Also sagte ich: "Ja, und genau deswegen bin ich zu dir gekommen. Und hab keine Angst vor diesen Idioten, denn grosse Menschen wie du haben seit eh und je leiden müssen." Er sagte: "Genau!" Er hat sich riesig gefreut. Er sagte: "Du bist der einzige Mensch, der mich verstehen kann. Grosse Menschen müssen eben leiden."
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Abdullah, was willst du?

Ein Sufi-Mystiker, der sein ganzes Leben lang glücklich gewesen war ? niemand hatte ihn jemals unglücklich gesehen ? tat nichts anderes als lachen. Er war das Lachen selbst, sein ganzes Dasein war wie ein Freudenfest. Im hohen Alter, als er im Sterben lag und auch auf seinem Totenbett noch vergnügt lachte und den Tod freudig begrüsste, fragte in einer seiner Schüler: "Du bist uns ein Rätsel. Nun liegst du im Sterben. Warum lachst du jetzt? Was ist denn so lustig daran? Wir sind traurig. Wir wollten dich so oft in deinem Leben fragen, warum du nie traurig bist. Doch jetzt im Angesicht des Todes sollte man doch wenigstens traurig sein. Und du lachst immer noch. Wie machst du das?" Und der alte Mann antwortete: "Der Schlüssel ist ganz einfach. Ich habe ihn von meinem Meister. Ich hatte meinen Meister getroffen, als ich ein ganz junger Mann war. Ich war erst siebzehn und schon unglücklich. Und mein Meister war alt, er war siebzig. Er sass unter einem Baum und lachte ohne jeden Grund. Niemand sonst war da, nichts war geschehen, niemand hatte einen Witz gerissen oder dergleichen. Und er lachte einfach, hielt sich den Bauch vor Lachen. Ich fragte ihn: "Was ist denn mit dir los? Bist du verrückt geworden, oder was?" Er sagte: "Ich war einmal genauso traurig wie du. Dann wurde mir eines Tages plötzlich klar, dass es meine Wahl ist. Es ist mein Leben. Seit jenem Tag fasse ich jeden Morgen beim Aufstehen, bevor ich die Augen öffne, einen Entschluss: Ich sage mir: "Abdullah, was willst du? Unglück oder Glück? Was suchst du dir heute aus?" Und wie es der Zufall will, entscheide ich mich jedes Mal dafür, glücklich zu sein."
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Buddha sagt; Es ist nichts.

Sariputta kam zu Buddha. Er meditierte tief, und es kamen ihm viele Dinge, viele Visionen, so wie es jedem ergeht, der in tiefer Meditation ist. Er sah plötzlich unzählige Himmel, Höllen, Engel, Götter und Dämonen. Und sie waren wirklich, so wirklich, dass er zu Buddha lief und ihm berichtete, was für Visionen er da gerade gehabt hätte. Aber Buddha sagte: "Es ist nichts - nichts als Träume, lauter Träume!" Aber Sariputta sagte: "Sie sind so wirklich, wie kann ich sie da Träume nennen? Wenn ich eine Blume in meiner Vision sehe, ist sie wirklicher als jede Blume der Welt. Der Duft ist da, ich kann sie berühren. Du", sagte er zu Buddha, "bist lange nicht so wirklich. So eine Blume ist wirklicher als du, obwohl du direkt vor mir bist: wie soll ich also unterscheiden, was wirklich ist und was Traum?" Buddha sagte: "Jetzt, wo du im dritten Auge zentriert bist, sind Traum und Wirklichkeit eins. Was immer du träumst, wird wirklich sein und umgekehrt auch."
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Wenn Konfuzius schlief ging er ins Traumland.

"Unser Schulmeister pflegte jeden Nachmittag ein Schläfchen zu halten", berichtete ein Schüler des Soyen Shaku. "Wir Kinder fragten ihn, warum er das tat, und er sagte zu uns: ‘Ich gehe ins Traumland, um die alten Weisen zu treffen, so wie Konfuzius.‘ Wenn Konfuzius schlief, so träumte er von alten Weisen und erzählte daraufhin seinen Nachfolgern von ihnen. Es war eines Tages ausserordentlich heiss, und so machte jeder von uns ein Schläfchen. Unser Schulmeister schalt uns. ‘Wir gingen ins Traumland, um die alten Weisen zu treffen, so wie es Konfuzius tat‘, erklärten wir. ‘Was war die Botschaft dieser Weisen?‘, fragte unser Schulmeister. Einer von uns antwortete: ‘Wir gingen ins Traumland und trafen die Weisen und fragten sie, ob unser Schulmeister jeden Nachmittag zu ihnen käme, aber sie sagten, solch einen Burschen hätten sie nie gesehen.‘"
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Yashodhara

Als Buddha nach zwölf Jahren wieder in seine Heimatstadt kam, wollte seine Frau ihn nicht empfangen. Die ganze Stadt hatte sich zu seinem Empfang versammelt, nur seine Frau kam nicht. Buddha lachte und sagte zu seinem Jünger Ananda: "Yashodhara ist nicht gekommen. Ich kenne sie gut. Es scheint, sie liebt mich immer noch. Sie ist stolz und fühlt sich verletzt. Ich dachte, dass zwölf Jahre eine lange Zeit sind und dass sie mich jetzt vielleicht nicht mehr liebt. Aber es scheint, sie liebt mich immer noch - immer noch böse mit mir! Sie ist nicht gekommen, um mich zu empfangen. Da muss ich wohl zu ihr ins Haus gehen." Also ging Buddha zu ihr. Ananda war bei ihm. Das war für Ananda eine Grundregel. Als Ananda initiiert wurde, stellte er eine Bedingung, der Buddha auch zustimmte: dass er ihn überall hin begleiten würde. Er war sein älterer Stiefbruder, also musste ihm Buddha das gewähren. Ananda folgte ihm ins Haus, in den Palast, bis Buddha sagte: "Wenigstens diesmal bleibst du draussen und kommst nicht mit mir. Denn sonst ist die Hölle los. Ich komme nach zwölf Jahren zurück, und ich bin einfach weggerannt, ohne es ihr zu sagen. Sie ist immer noch wütend auf mich - also komm nicht mit mir, sonst denkt sie, ich will sie am Reden hindern. Lass sie wütend sein." Buddha ging hinein. Natürlich, Yashodhara war ein regelrechter Vulkan. Sie brach aus, sie explodierte. Sie fing an zu heulen und zu schreien und schlimme Dinge zu sagen. Buddha blieb da, wartete, und nach und nach kühlte sie sich ab und stellte fest, dass Buddha noch kein einziges Wort gesagt hatte. Sie wischte sich die Augen, sah Buddha an, und Buddha sagte: "Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich etwas gewonnen habe, dass ich etwas erkannt habe. Ich habe etwas verwirklicht. Wenn du dich beruhigst, kann ich dir die Botschaft geben - die Wahrheit, die ich erkannt habe. Ich habe nichts gesagt, damit du dich erst austoben kannst. Zwölf Jahre sind eine lange Zeit. Du musst sehr verletzt sein, und dein Zorn ist verständlich. Ich habe ihn erwartet. Das beweist, dass du mich noch immer liebst. Aber es gibt eine Liebe jenseits dieser Liebe, und nur um dieser Liebe Willen bin ich zurückgekommen, um dir etwas darüber zu sagen."
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Oh mein Gott

Seit sechs Monaten kauerte die kniende Gestalt jeden Tag im Dunkeln der hintersten Reihen der örtlichen katholischen Kirche, hatte die Hände zum Gebet gefaltet und stimmte dasselbe mitleiderregende Lied an: "Oh mein Gott, ich weiss, ich bin nur eine arme, einfache Seele ? kann mir nicht mal ein Glas Bier am Sonntag nach der Kirche leisten ? und ich weiss, ich bin ein grosser Sünder vor dem Herrn. Meiner Alten gebe ich ab und zu mal eine Ohrfeige, und auch mit den Kindern werde ich manchmal handgreiflich, wenn sie mir zu viel werden. Aber lieber Gott, ich bitte nicht um viel, nur um ein bisschen mehr Geld in der Lohntüte ? und auch das nicht für mich, nur für den Haushalt, um mir die Alte vom Leib zu halten und für ein paar Süssigkeiten für die Kleinen. Vielleicht auch ab und zu ein kleines Gläschen für mich ? ich würde es auf keinen Fall übertreiben! Lieber Gott, kannst du mir nicht helfen? Es würde ja soviel ausmachen, und ich würde auch ganz bestimmt damit zufrieden sein, ganz bestimmt! Gelobt sei dein Name, gegrüsst seist du, Maria, Amen." Plötzlich sprang die Kirchentür auf, und ein modisch gekleideter Neger stolzierte hüftschwingend in die Kirche, stellte sich herausfordernd vor den Altar, hob die geballte Faust und schrie: "Bist du da, Gott? Dann hörst du mir jetzt zu! Ich bin gerade in dieses Land gekommen und habe überhaupt kein Geld, und die wollen mir hier auch nichts leihen, deshalb komm ich zu dir. Als erstes brauche ich ‘ne gaaanz heisse Frau. Dann die notwendigen Pelze und Diamanten, um sie nett herzurichten und einen flotten Wagen, um sie rumzufahren und Geld zum Ausgehen. Also muss ich einen anständigen Gewinn beim Rennen machen und dann ‘ne gute Anlage für das Geld finden ? und zwar ein bisschen dalli. Lass den Unsinn, und mach dich an die Arbeit! Ich weiss, dass du das kannst! So wahr ich hier stehe, yeah!" Im Hinausgehen sagte er noch mit leidenschaftlicher Begeisterung: "Ich fahr auf dich ab, Mann! Ich fahr total auf dich ab!" Einige Wochen später, der Katholik kniete noch immer im Dunkeln und flehte in seine gefalteten Hände, sprang plötzlich die Kirchentür wieder auf, und derselbe Farbige rauschte geradeaus zum Altar, seinen Arm um eine üppige Blondine gelegt, und von einem Ohr zum anderen grinsend. "Ich wusste, dass du das kannst, Gott! Oh Yeah! Jetzt hab ich einen Rolls Royce, und mir gehört die ganze Rennbahn. Also, ich mach ‘ne Menge Geld und hab‘ die Taschen voll. Sag Dankeschön zum lieben Gott, Baby." "Dankeschön, lieber Gott!", lispelte Baby. Im Hinausgehen fügte er noch hinzu: "Und, Gott, wenn du mal was brauchst, kommst du sofort zu mir, ich fahr nämlich wahnsinnig auf dich ab, Mann!"
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Die Tür steht sperrangelweit offen

Rabiya hatte einen Sufi-Mytiker zu Besuch; sein Name war Hassan. Offenbar hatte er von dem Jesus-Wort gehört: "Klopfe an, und dir wird aufgetan werden. Bitte, und dir wird gegeben werden. Suche, und du wirst finden." Und so hatte er sich angewöhnt, jeden Tag ? bei seinem Morgengebet, Nachmittagsgebet, Abendgebet, Nachtgebet, denn fünf Mal am Tag müssen Muslime ihr Gebet verrichten? fünf Mal täglich also zu Gott zu sagen. "Herr, ich klopfe an, und ich klopfe und klopfe. Warum wurde mir noch nicht aufgetan? Ich schlage mit dem Kopf gegen die Tür, Herr! Mach sie auf!" Eines Tages nun hörte Rabiya ihn so beten. Am nächsten Tag wieder. Rabiya musste es sich auch noch am übernächsten Tag anhören, bevor ihr der Kragen platzte: "Hassan, wann endlich machst du die Augen auf? Die Tür steht sperrangelweit offen! Was redest du da nur ununterbrochen für einen Unsinn? ‘Ich klopfe und klopfe an‘ ? dabei stehst du vor offener Türe. Sieh hin! Aber du bist so mit deinem Klopfen und Bitten und Wünschen und Suchen beschäftigt, dass du blind wie ein Maulwurf bist. Die Tür ist offen."
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So

Der Zen-Meister Hakuin wurde von seinen Nachbarn als einer, der ein reines Leben führte, gepriesen. Ein schönes japanisches Mädchen, dessen Eltern ein Lebensmittelgeschäft besassen, wohnte in seiner Nähe. Da entdeckten die Eltern plötzlich, dass sie schwanger war. Das machte die Eltern sehr böse. Sie wollte nicht gestehen, wer der Mann war, aber nach langem Drängen nannte sie schliesslich Hakuin. In grossem Ärger gingen die Eltern zum Meister. "So?", war alles, was er zu sagen hatte. Nachdem das Kind geboren war, brachte man es zu Hakuin. Er hatte seinen guten Ruf verloren, was ihm jedoch keine Sorgen machte, und er kümmerte sich in bester Weise um das Kind. Von seinen Nachbarn erhielt er die Milch und alles andere, was das Kleine benötigte. Ein Jahr später konnte die junge Mutter es nicht länger aushalten. Sie erzählte ihren Eltern die Wahrheit - dass der echte Vater ein junger Mann vom Fischmarkt sei. Die Mutter und der Vater des Mädchens gingen wieder zu Hakuin und baten ihn um Verzeihung; sie entschuldigten sich des langen und breiten und wollten das Kind wieder mitnehmen. Hakuin war einverstanden. Während er das Kind übergab, war alles, was er sagte: "So?"
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Die Schnecke und die Kirschen

Eines Morgens im Spätfrühling, es wehte ein frischer Wind, mache sich eine Schnecke auf die Reise, einen Kirschbaum hinauf. Ein paar Spatzen sassen auf der benachbarten Eiche und fingen zu lachen an. Es war ja noch gar nicht Zeit für Kirschen und der Baum trug noch nicht! Und da machte sich diese arme Schnecke die Mühe, den Baum hinaufzukriechen ? sie lachten sie aus. Dann kam ein Spatz heruntergeflogen, näherte sich ihr und sagte: "Meine Süsse, wohin des Weges? Es sind doch noch gar keine Kirschen am Baum!" Aber die Schnecke hielt nicht einmal inne; sie kroch weiter nach oben. Aber im Kriechen sagte die Schnecke: "Doch, wenn ich ankommen werde, sind welche da. Wenn ich oben bin werden Kirschen da sein. Es mag eine lange Zeit dauern, bis ich oben ankomme, aber bis dahin sind die Kirschen reif."
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Ich musste Irgendein Weg finden

Mulla Nasrudin fiel die Treppe hinunter. Er brach sich das Bein, also wurde es in Gips geschient, und ihm wurde verboten, drei Monate lang die Treppe zu benutzen. Nach drei Monaten kam er zum Arzt, und der Gips wurde entfernt. Mulla fragte: "Darf ich jetzt wieder Treppen steigen?" Der Arzt sagte: "Ja sicher, jetzt ist ja alles wieder in Ordnung." Mulla sagte: "Sie glauben ja nicht, Herr Doktor, wie froh mich das macht. Ich bin überglücklich. Es war so lästig, tagein, tagaus immer das Regenrohr rauf und runter klettern zu müssen! Es war so beschwerlich, und ich war das Gespött des ganzen Viertels! Aber da Sie mir ja verboten hatten, die Treppe zu benutzen, musste ich irgendeinen Weg finden."
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Nächtliches Urinieren

Mulla Nasrudin machte eine Diät. Der Arzt hatte gesagt: "Das ist endgültig das letzte Mal. Wenn du nicht auf mich hörst, dann ist dein Körper hinüber. Du musst sterben, wenn dein Herz weiter solche Massen herumschleppen muss." Zwei Herzanfälle hatte Mulla schon hinter sich. Doch schon am nächsten Tag ass er wieder, mehr als vier Männer verdauen können. Dann sah er plötzlich seine Frau an und sagte: "Was sitzt du dumm rum und rührst dich nicht? Hast du so wenig Willenskraft, dass du mich nicht mal dran hindern kannst meine Diät zu brechen?"
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Deine Eltern gaben sie dir nicht

Ein Zen-Schüler kam zu Bankei und klagte: "Meister, ich habe eine unbeherrschte Laune. Wie kann ich sie heilen?" "Du hast etwas sehr Seltsames", erwiderte Bankei. "Lass mich sehen, was du hast." "Ich kann sie Euch jetzt nicht zeigen", sagte der andere. "Wann kannst du sie mir zeigen?", fragte Bankei. "Sie kommt ganz unerwartet", antwortete der Schüler. "Dann", folgerte Bankei, "kann sie nicht deine eigene wahre Natur sein. Wäre es so, dann könntest du sie mir jederzeit zeigen. Als du geboren wurdest, hattest du sie nicht, und deine Eltern gaben sie dir nicht. Denke darüber nach."
zen mulla

Ich bin der einzige, der nicht gesprochen hat

Die Schüler der Tendai-Schule lernten die Meditation, bevor Zen nach Japan kam. Vier von ihnen, die enge Freunde waren, versprachen einander, sieben Tage lang Schweigen zu bewahren. Am ersten Tag waren sie alle still. Ihre Meditation hatte glückverheissend begonnen, aber als die Nacht kam und die Öllampen trübe wurden, konnte sich ein Schüler nicht zurückhalten, einem Diener zuzurufen: "Sieh nach den Lampen!" Der zweite Schüler war überrascht, den ersten reden zu hören. "Wir sollten doch kein Wort sprechen", sagte er. "Ihr seid beide dumm. Warum redet ihr?", fragte der dritte. "Ich bin der einzige, der nicht gesprochen hat", stellt der vierte Schüler fest.
zen mulla

Mein Sexualleben

Ich hatte einmal einen Bekannten - einer meiner Universitätskollegen. Er war krank, immerzu fehlte ihm irgendwas. Schliesslich sagte ich zu ihm: "Warum gehst du nicht endlich zum Arzt? Warum lässt du dich nicht einmal gründlich untersuchen? Immerzu klagst du über irgendwelche Beschwerden!" Und er ging zum Arzt. Am nächsten Tag kam er zu mir und berichtete: "Der Arzt sagt, ich muss mein Sexualleben um die Hälfte reduzieren." Das überraschte mich und ich fragte: "Welche Hälfte willst du reduzieren - das Reden oder das Träumen?"
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Der Tausch

An einer Wegkreuzung trafen sich einst ein armer Dichter und ein reicher Dummkopf, und sie unterhielten sich miteinander. Alles, was sie sagten, enthüllte nur ihre grosse Unzufriedenheit. Da kam der Engel der Strasse vorüber und legte seine Hände auf die Schultern der beiden Männer. Und siehe da, ein Wunder geschah: die beiden Männer hatten ihren Besitz getauscht. Als sie auseinander gingen, fand der Dichter jedoch nichts als trockenen Sand in seiner Hand; und sein Herz sah nichts als vorüberziehende Wolken.
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Ich habe eine unbeherrschte Laune

Ein Zen-Schüler kam zu Bankei und klagte: "Meister, ich habe eine unbeherrschte Laune. Wie kann ich sie heilen?" "Du hast etwas sehr Seltsames", erwiderte Bankei. "Lass mich sehen, was du hast." "Ich kann sie Euch jetzt nicht zeigen", sagte der andere. "Wann kannst du sie mir zeigen?", fragte Bankei. "Sie kommt ganz unerwartet", antwortete der Schüler. "Dann", folgerte Bankei, "kann sie nicht deine eigene wahre Natur sein. Wäre es so, dann könntest du sie mir jederzeit zeigen. Als du geboren wurdest, hattest du sie nicht, und deine Eltern gaben sie dir nicht. Denke darüber nach."
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Jeden Morgen um 8Uhr

Ein alter Mann geht zum Arzt und beschwert sich: "Herr Doktor, ich habe ein Problem mit der Toilette." "Aha, dann wollen wir mal sehen: Wie ist es mit dem Wasserlassen?" "Jeden Morgen um sieben. Wie ein Baby." "Gut. Wie ist es mit dem Stuhlgang?" "Jeden Morgen um acht. Man kann die Uhr danach stellen." "Wo ist dann das Problem?", fragt der Arzt. "Ich wache vor neun nicht auf."
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Dieser Mann hat höchstens alle sieben Jahre einen klaren Kopf

Ein Bibelforscher hält Gottesdienste in einem Irrenhaus ab. Eines Tages unterbricht ihn ein Zwischenruf von einem der Insassen, der brüllt: "Mein Gott, müssen wir uns dieses Gelaber wirklich anhören?" Der Prediger, überrascht und verwirrt, wendet sich zum Wärter und fragt: "Soll ich aufhören?" Worauf der Wärter antwortet: "Ach was, reden Sie ruhig weiter; das wird nicht noch einmal vorkommen. Dieser Mann hat höchstens alle sieben Jahre einen klaren Kopf."
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Alle Opfer

Meister Huang-po sprach: "Alle Opfer, die den Buddha des Weltalls gebracht würden, glichen nicht dem Opfer, das jenem dargebracht wird, der dem Weg gefolgt ist und das begriffliche Denken aufgegeben hat. Warum? Weil dieser keinerlei Begriffe mehr formt. Die Substanz des Absoluten gleicht im Innerem Holz oder Stein, da sie nämlich unbewegt ist. Äusserlich gleicht sie der Leere, da sie ohne Grenzen und Hemmungen ist. Sie ist weder objektiv noch subjektiv, hat keinen bestimmten Ort, ist ohne Form und kann nicht verschwinden. Wen es zu ihr hinzieht, der wagt nicht, in sie einzugehen, da er Angst hat, in die Leere hinabgeschleudert zu werden, ohne sich an etwas klammern zu können. So starren sie auf den Abgrund und ziehen sich zurück. Dies bezieht sich auf alle, die solches Ziel durch Überlegung zu erreichen suchen. Es sind dies die Vielen, während nur wenige die intuitive Erkenntnis des Weges erlangen."
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Dann trage es fort.

Ein Mönch kam zu Joshu: "Wie ist es, wenn ich mit nichts zu Euch komme?" "Wirf es fort", antwortete Joshu. "Was soll ich fortwerfen, wenn ich nichts habe?" "Wenn es sich so verhält", sagte Joshu, "dann trage es fort."
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Ein mittelloser Mann

Ein mittelloser Mann ohne Bildung und gesellschaftlichen Schliff verliebte sich in eine Millionärstochter. Sie lud ihn ein, ihre Eltern auf ihrem Landsitz kennen zu lernen. Der Mann war durch die luxuriöse Einrichtung, die Dienerschaft und all die anderen Attribute des Wohlstandes eingeschüchtert, schaffte es aber trotzdem, entspannt zu wirken ? bis es zum Abendessen kam. Am pompösen Esstisch, angeheitert durch den Wein, furzte er laut. Der Vater des Mädchens schaute auf, sah auf seinen Hund, der zu Füssen des bemitleidenswerten jungen Mannes lag, und sagte drohend: "Rover!" Der junge Mann war erleichtert, dass dem Hund die Schuld zugeschoben wurde, und so furzte er wenige Minuten später erneut. Sein Gastgeber sah den Hund an und sagte wieder, diesmal mit noch lauterer Stimme: "Rover!" Wenige Minuten später furzte er zum dritten Mal. Das Gesicht des reichen Mannes verzerrte sich vor Wut und er donnerte: "Rover, mach das du da wegkommst, bevor er dich von oben bis unten voll scheisst!""
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Und damals waren die Bilder Himmlisch

Von einer berühmten, glamourösen Hollywood-Schauspielerin heisst es, dass sie einmal in ein Fotostudio kam. Tags zuvor hatte sie sich dort fotografieren lassen, und nun wollte sie das Ergebnis sehen. Sie war entsetzt, ja ganz ausser sich und sagte: "Wie konnte das nur passieren? Sie haben mich doch auch früher schon fotografiert. Und damals waren die Bilder himmlisch!" Da antwortete ihr der Fotograf: "Ja, aber sie vergessen, dass ich damals ebenfalls zwölf Jahre jünger war. Ich bin auch zwölf Jahre älter geworden seitdem, vergessen Sie das nicht!"
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Lieblingsbar

Der alte Mann betrat seine Lieblingsbar und sah zu seiner Verblüffung eine neue Bardame hinter der Theke stehen. Galant sagte er zu ihr: "Sie sind das hübsche Mädchen, das ich seit langem gesehen habe." Die Neue warf hochmütig den Kopf zurück und meinte bissig: "Dieses Kompliment kann ich leider nicht zurückgeben." "Nun, meine Liebe", antwortete der alte Mann gelassen, "Sie hätten es so wie ich machen und ein wenig schummeln können."
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Der Brückenbauer

In Antiochia, wo der Fluss Assi ins Meer mündet, wurde eine Brücke gebaut, um die eine Hälfte der Stadt mit der anderen zu verbinden. Die riesigen Steinquader, die für den Bau benötigt wurden, schleppten Maultiere aus Antiochia auf dem Rücken vom Gebirge ans Ufer. Als die Brücke fertig war, meisselte man in einen der Brückenpfeiler folgende Inschrift in griechischer und aramäischer Sprache: "Diese Brücke wurde von König Antiochus II. gebaut." Von nun an überquerten die Menschen den Fluss Assi auf der schönen, neuen Brücke. An einem Abend stieg ein junger Mann, den alle für ein wenig verrückt hielten, zum Brückenpfeiler hinunter. Er strich die eingravierten Worte mit Holzkohle durch und schrieb darüber: "Die Steine dieser Brücke wurden von den Maultieren Antiochias aus dem Gebirge herangeschleppt. Wer die Brücke überquert, reitet auf ihrem Rücken. Sie sind die wahren Erbauer dieser Brücke." Als die Menschen lasen, was der Jüngling geschrieben hatte, lachten einige, andere waren verwundert, und wieder andere sagten: "Wir wissen ja, wer das geschrieben hatte! Nicht zu Unrecht sagt man, dass er ein wenig verrückt sei." Doch ein Maultier sagte lachend zum anderen: "Weisst du noch, wie wir diese schweren Steine geschleppt haben? Wie konnte irgendjemand behaupten, König Antiochus hätte diese Brücke gebaut?"
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Der Meisterschwimmer

In meiner Kindheit schickte man mich zu einem Meister, und zwar zu einem Meisterschwimmer. Er war der beste Schwimmer der Stadt, und mir ist nie wieder jemand begegnet, der eine solche Liebe zum Wasser hatte. Das Wasser war für ihn Gott; er betete es an. Der Fluss war sein Zuhause. Schon frühmorgens um drei Uhr konnte man ihn am Fluss treffen. Abends traf man ihn am Fluss, und nachts sah man ihn am Flussufer sitzen und meditieren. Sein ganzes Leben bestand darin, dem Fluss nahe zu sein. Als ich zu ihm gebracht wurde, weil ich schwimmen lernen wollte, sah er mich an. Er spürte etwas. Er sagte: "Aber Schwimmen kann man ja gar nicht lernen. Ich kann dich nur ins Wasser werfen, dann kommt das Schwimmen von allein. Es ist unmöglich, es zu lernen. Man kann es nicht unterrichten. Es ist ein Trick, kein Wissen." Und genau das tat er: Er warf mich ins Wasser und blieb am Ufer stehen. Zwei, drei Mal ging ich unter und hatte das Gefühl zu ertrinken. Er stand einfach da. Er versuchte nicht einmal, mir zu helfen! Und wenn dein Leben auf dem Spiel steht, tust du natürlich alles, was in deinen Kräften steht. Also ruderte ich wie wild mit den Händen ? völlig willkürlich und hektisch, aber ich fand den Dreh. Wenn das Leben auf dem Spiel steht, tut man alles, was man kann. Und wenn du alles, was in deinen Kräften steht, ganz tust, dann geschieht etwas. Ich konnte schwimmen! Ich war begeistert. "Nächstes Mal brauchst du mich nicht rein zuschmeissen", sagte ich. "Ich werde selber springen! Jetzt weiss ich, dass der Körper von Natur aus schwimmen kann. Es geht gar nicht darum, zu schwimmen; es geht nur darum, sich an das Element Wasser anzupassen. Ist man mal im Einklang mit dem Wasser, dann beschützt es einem."
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Das leere Boot des Lin-chi

Einer der grössten Zen - Meister, Lin-chi, erzählte oft: "Als junger Mensch war ich ein leidenschaftlicher Bootfahrer. Ich hatte ein kleines Boot und fuhr damit immer allein auf den See hinaus. Stundenlang konnte ich da bleiben. Einmal geschah es, dass ich mit geschlossenen Augen im Boot sass, ganz in die herrliche Nacht versunken. Ein leeres Boot trieb mit der Strömung auf mich zu und stiess mein Boot an. Ich hatte die Augen geschlossen und dachte: "Jemand hat mich mit seinem Boot angerempelt!" Wut kam auf. Ich öffnete die Augen und wolle gerade mit dem Mann im anderen Boot böse werden, als ich wahrnahm, dass das andere Boot leer war. Nun wusste ich nicht, wohin mit der Wut. An wem sollte ich sie auslassen? Das Boot war leer! Ich trieb einfach stromabwärts, und das andere Boot war gekommen und hatte meines angestossen. Da liess sich nichts machen. Es war unmöglich, die Wut an einem leeren Boot auszulassen. "Da", so sagt Lin-Chi, "schloss ich die Augen. Die Wut war da - aber da sie keinen Auslass fand, schloss ich einfach die Augen und liess mich auf der Wut nach innen treiben. Und dies leere Boot wurde zu meiner Erkenntnis. Ich kam in dieser stillen Nacht zu einem Mittelpunkt, der in mir war. Jenes leere Boot war mein Guru. Und wenn heute jemand mit seinem Boot ankommt und mich anrempelt, lache ich und sage: "Auch dieses Boot ist leer. Ich schliesse die Augen und gehe nach innen."
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Friedhof und Schlafen

Es heisst, dass Mulla Nasrudin eines Tages über den Friedhof ging und zu dem Grab kam, wo der Philosoph seiner Stadt lag, der erst vor wenigen Tagen gestorben ist. Auf dem Grabstein stand: "Ich schlafe nur und bin nicht tot." Mulla lachte laut und sagte: "Das kannst du dir selbst erzählen, aber nicht mir!"
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Ich hätte ihn mit einem Stock niederschlagen sollen

Einige Jahre nach seiner Mönchsweihe reiste Huang-po zum Berg T‘ien-t‘ai. Unterwegs traf er einen Mönch, mit dem er sich bald so vertraut fühlte wie mit einem alten Bekannten. So setzten sie die Reise gemeinsam fort. Als ihnen der Weg durch einen reissenden Bergstrom versperrt wurde, lehnte sich Huang-po auf seinen Stock und blieb stehen. Sein Freund aber drängte ihn weiterzugehen. "Nein, geh du voran", sagte Huang-po. Da liess sich der andere auf seinem grossen aus Stroh geflochtenen Regenhut wie schwerelos über den Strom tragen. "Einem solchen Burschen habe ich erlaubt, mich zu begleiten", seufzte Huang-po. "Ich hätte ihn mit einem Stock niederschlagen sollen."
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Es kommt alles auf dasselbe raus.

Ein Dörfler, ein alter Mann, sass auf seinem Zaun und betrachtete den vorüberfliessenden Verkehr. Viele Autos fuhren vorbei, und Lastwagen und Busse, und er hatte Spass. Ein Autofahrer hielt an, der sah, dass der alte Mann - er muss achtzig Jahre oder mehr gewesen sein - sich einfach vergnügte, indem er auf dem Zaun sass. Und er fragte: "Was ist los, alter Mann? Du siehst so glücklich aus. Ich kann nicht länger als einige Minuten auf dem Zaun sitzen, ohne unruhig zu werden. Und du siehst so glücklich und ruhig aus. Ich bin immer unterwegs von einem Platz zum anderen, von einer Stadt zur anderen. Nur das hält mich glücklich. Ich bin ein Reisender, ein geborener Vagabund. Du bist genau das Gegenteil." Der alte Mann lachte und sagte: "Sohn, da ist nicht viel Unterschied. Du fährst in deinem Auto und siehst Zäune vorüberziehen. Ich sitze auf meinem Zaun und sehe Autos vorüberziehen. Da ist nicht viel Unterschied. Es kommt alles auf dasselbe raus."
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Ein Zen-Mönch lag im Sterben

Ein Zen-Mönch lag im Sterben. Er war schon sehr alt, neunzig Jahre alt. Plötzlich öffnete er noch einmal seine Augen und fragte: "Wo sind meine Schuhe?" Sein Schüler antwortete: "Wo willst du hin? Bist du verrückt geworden? Du stirbst. Der Arzt hat gesagt, es ist vorbei, du hast nur noch ein paar Minuten zu leben." Der Mönch sagte: "Deshalb möchte ich ja meine Schuhe haben. Ich will lieber selbst zum Friedhof gehen, anstatt von euch dorthin geschleppt zu werden. Ich will selber gehen und den Tod dort treffen. Ich lasse mich nirgends hinschleppen. Ihr kennt mich doch ? ich habe mich nie auf jemanden gestützt. Nein, das wäre hässlich, wenn vier Leute mich tragen würden." Also ging er selbst zum Friedhof. Und nicht nur das, er hob auch selbst sein Grab aus, legte sich hinein und starb.